Titelbild des Buchs Paul Verhaeghe
Und Ich?
Identität in einer durchökonomisierten Gesellschaft

Kapitel Das Wesen der Menschen

Um das Wesen des Menschen herauszufinden, erwähnt der Autor den Primatenforscher Frans de Waal. Menschen sind biologisch gesehen auch nur Primaten. De Waal hat festgestellt dass Primaten ein Gefühl für ungleiche Behandlung, Empathie und für Geld beigebracht werden kann. De Waal hat erforscht dass in Primaten sowohl das Solidasche und Empathie als auch Egoismus und Aggression enthalten ist. Welches der Eigenschaft am meisten hervorsticht, hängt von der Umwelt ab. Im Gegensatz zu den Primaten kann der Mensch sein Umfeld (zwar nicht als Individuell, sondern gemeinschaftlich) selber gestalten.

Wir nehmen die Werte der Gruppe, in der wir aufwachsen, als Identität an. Der Verzicht auf Normen und Werte, führt nicht zur Befreiung sondern zu Chaos und Angst. Wir können nicht zwischen unserer eigenen Identität und der der Gemeinschaft unterscheiden. Ändert sich unser Umfeld, mit Werten die den bisherigen widersprechen, so werden psychosoziale Störungen wahrscheinlich.

Unterkapitel: nature oder nurture

Der Autor bedauert es dass immer wieder die Frage diskutiert wird, ob unsere Identitätsentwicklung von der Natur (unsere Gene) oder von der Erziehung abhängig ist. Häufig impliziert sich die Frage ob der Mensch von Natur aus gut ist und von seiner Umwelt schlecht gemacht wird, oder ob der Mensch von Natur aus schlecht ist und die Erziehung benötigt wird um ihn zu bändigen.

Der Autor warnt vor beiden Extremen. Glaubt man an die Macht der Gene, dann sind soziale Hilfen schädlich, es besteht die Gefahr dass die Schlechten sich vermehren. Überbetont man die Erziehung, besteht die Gefahr zu meinen man könne sowohl die Gesellschaft als auch das Individuum gestalten.

Faschisten wollen einen in ihrem Sinne idealere Gesellschaft, und das so schnell wie möglich. Das Problem ist dass Ethik (d.h. die Frage was Gut und Böse ist) nicht als Teil der Identität gesehen wird, sondern als von etwas Aussenstehendes d.h. der Gesellschaft bestimmtes betrachtet wird.

Unterkapitel Ethik und Biologie

Seit der Nazizeit ist eine Vorlesung zwischen dem Zusammenhang von Ethik und Biologie kaum denkbar. Der Autor behauptet, dass heutzutage der Neoliberalismus dagegen extrem auf die Biologie aufbaut.

Mir selbst fehlt in diesem Kapitel die Begründung. Ich vermute es ist die Betonung und Rechtfertigung der Ungleichheit. Wenn ganz wenige extrem verdienen und die Masse kaum vom technologischen Fortschritt profitiert, dann ist dies eben Markt gerecht - und der Markt hat ja immer Recht. Wenn einige Wenige deutlich reicher sind, dann sind diese Wenige einfach besser. Aber dies ist meine eigene Begründung und nicht aus dem Buch.

Der Autor dagegen verweist lediglich auf ein Buch des Primatenforschers Frans de Waal und seinem Werk Das Prinzip der Empathie.

Es wird betont dass der Mensch an sich ein soziales Wesen ist. Die Neoliberalen weigern sich dies anzuerkennen. So behauptete Margeret Thatcher. There is no thing as society.Die Neoliberalen behaupten dass der Mensch ein rein vernunft agierendes Wesen ist. Frans de Waal hat dagegen schon bei Affen nachgewiesen, dass diese durchaus Empathie und einen Gerechtigkeitssinn haben. Das folgende Video über das Experiment ist lustig

hoch interessant empfinde Ich auch das Menschenaffen ein Gefühl für Geld lernen können. Dies ist im folgenden Audio Beitrag erklärt. Gelesen hatte Ich, dass Affen als Belohnung Jettons wählen, die nicht nur sie persönlich - sondern die ganze Familie einlösen können.

Bei Hunden ist es bekannt, dass sie eine Verbundenheit zu ihrem Herrchen oder Frauchen aufbauen können. Ich bilde mir ein bei unserer Katze auch Gefühle gegenüber Menschen erkennen zu können.

Unterkapitel »DO UT DES« UND »AUGE UM AUGE«

Auge um Auge und Zahn um Zahn beschreibt ein aggressives Sozialverhalten voller Misstrauen, in dem jeder nur nach seinem eigenen Vorteil schielt. Do et des (Ich gebe damit du gibst) steht für das gegenteilige Sozialverhalten, etwa das was was man in einer gut funktionierenden Familie erwartet. Es ist geprägt voller Vertrauen, man gibt dem anderen so viel wie möglich und weiss das man in der Not die Hilfe anderer in Anspruch nehmen kann.

Auch hier verweist der Autor auf den Primatenforscher Frans de Waal. Er beweist dass das Sozialverhalten von Primaten empathisch und altruistisch oder egoistisch und aggressiv sein kann. Es bestimmt dabei das Umfeld welches Verhalten stärker in den Vordergrund rückt. Tiere können durchaus den Schmerz anderer Artgenossen mitempfinden. Dabei ist aber wichtig dass sie Blickkontakt haben. Das Miltitär macht dies u.a. zu nutze in dem militärische Operationen wie Computerspiele aussehen.

Bei Menschen scheint es genauso zu sein. Ein Unglück in einem fernen Land nehmen wir zur Kenntniss. Aber solange wir keinen Bezug zu diesem Land haben, so berührt das uns kaum. Betrifft es ein eigenes Familienmitglied, oder hatten gerade in diesem Land Urlaub gemacht, so leiden wir mit.

Heutzutage kann man messen, welche Regionen im Gehirn besonders stark ausgeprägt sind. Gerade bei Männern ist häufig auch Schadenfreude zu erkennen. Hat ein Mensch uns kurz vorher betroffen, und erkenen wir bei diesen Menschen Schmerzen - führt dies zumindest bei vielen Männern zu Glücksgefühlen.

Paul Verhaeghe behauptet dass jede Indentität durch die Gemeinschaft geprägt wird, in der sie sich entwickelt, und demnach auch durch die typische Art des Austausch innerhalb der Gesellschaft. Primaten tauschen vor allem Nahtung und Sex aus. Unterschiedliche Wirtschaftssysteme prägen unterschiedliche Formen des Tauschverhaltens und damit unterschiedliche Identitäten innerhalb sozialer Bindungen.

Unterkapitel Freud: Der Mensch als Spannungsfeld

Zusammenfassung ausgelassen.

Unterkapitel Genuss

So etwas wie eine Gemeinschaft ohne feste Regeln gibt es nicht. Eine Gesellschaft ist gerade aufgrund ihrer Dos and Dont's eine Gemeinschaft. Auf der Basis von Zusammenarbeit und Familienzugehörigkeit bestimmen die gesellschaftlichen Regeln die Verteilung von Nahrung und Sex. In einer postmodernen Gesellschaft hat sich das Verschoben. Hier geht es um die Verteilung von Geld, doch man muss kein Ökonom sein um zu erkennen, dass auch das mit Nahrung und Sex zu tun hat.

Der Mensch kann sich niemals naiv für das Individuum und gegen die Gesellschaft entscheiden, oder umgekehrt. Wir sind dazu nicht in der Lage, weil wir wissen, dass sich hinter dem scheinbaren Gegensatz eine wechselseitige Abhängigkeit verbirgt.

Unterkapitel Und die Quintessenz?

Zusammenfassung ausgelassen.

Unterkapitel: Intermezzo Gesellschaft und psychosoziale Störungen

Die meisten Normen und Werte von der Gesellschaft sind willkürlich. Warum soll Ich 40 Tage fasten? Warum darf Ich nicht kiffen aber Alkohol trinken?

Es ist aber ein Irrtum zu glauben dass ein Verzicht auf solche Normen und Werte zu einer Befreiung führt. Ein radikaler Wandel der traditionellen Normen und Werte führt mitnichten zu vollkommener Freiheit und vernunftgesteuerten Beziehungen, sondern zu Chaos und Angst.

Ein Vergleich unserer heutigen Identität mit der zwei Generationen zuvor macht jedoch radikale Veränderungen in wichtigen Bereichen wie Autorität, Sexualität, Erziehung, Arbeitsalltag deutlich.

Meine Großmutter wäre nie in eine Sauna gegangen. Auch gab es Konflikte im Umgang mit Nacktheit, als die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland viel.

Der durchschnittliche Flame oder Niederländer von damals hat mehr Ähnlichkeit mit einem heutigem Muslim als mit einem heutigen Flamen oder Niederländer.

Das aktuelle Gejammer über den Niedergang von Normen und Werten und den Verlust der Identität zeigt sehr anschaulich, wie wir uns weigern einzusehen, dass sich Normen und Werte verändert haben, und mit ihnen die Identität.

Ich sehe es am Umgang mit dem Smartphone. Meine Mutter, inzwischen 85, benutzt kein, bzw. nur in Ausnahmefällen sehr ungern ein Smartphone. In meiner Generation deutlich über 50 bilde Ich mir ein gibt es ein fast suchthaftes Verhalten mit dem Smartphone. Ich kann mich täuschen, aber Ich habe das Gefühl dass die Generation meiner Nichte (zwischen 20 und 30) das Smartphone deutlich sinnvoller nutzt. Sie haben gelernt nicht sofort auf jede SMS oder EMail sofort zu reagieren. sie haben gelernt sich nicht von Push Nachrichten stören zu lassen. Wobei dies ein sehr persönlicher Eindruck ist und nicht wissenschaftlich hinterlegt. Allerdings sehe Ich auch eine ganz anderer Umgang mit Kommunikation. Meine Mutter war in München entsetzt dass alle Leute nur noch auf Ihren Bildschirm glotzen und nicht einmal ein nettes Grusswort oder Verabschiedung sagen. Als Ich früher als Kind mit meinen Vater verreiste, ist es ihm in Zug fast immer gelungen mit dem Gegenüber ein Gespräch zu führen.

Allerdings erkenne Ich unterschiedliches Kommunikationsverhalten abhängig von der Bildung.Menschen mit geringer Bildung wollen sich einfach bestätigt sehen und sind extrem harmoniesüchtig. Menschen mit hoher Bildung sind besonders an Ansichten interessiert, die nicht ihre eigenen sind und sind offen Probleme aus einer anderen Sichtweise kennenzulernen.

Die Generation meiner Nichte hat keine Probleme damit Termine kurzfristig abzusagen oder um eine Verschiebung um eine halbe Stunde zu bitten. Die jungen Menschen treffen sich spontan wenn gerade etwas los ist. Mein persönlicher Eindruck ist dass der Umgang mit dem Smartphone und Tablets unsere Kultur deutlich stärker prägt als das Land, in dem man aufwächst.

Wenn eine Gesellschaft für die sozialen Bindungen und dazugehörenden Normen und Werte bestimmend ist, dann bestimmt diese Gesellschaft nicht nur die normeale Identität, sondern auch die Störungen und Abweichungen.

Dass bei einer gewissen Zahl von psychischen Störungen genetische Faktoren eine Rolle spielen, ist mehr oder weniger nachgewiesen. Bei allen übrigen muss man den Kaffeesatz bemühen. Ausßerdem bezieht sich der Unterschied zwischen psychisch normal und psychisch abnormal immer auf die wörtliche Bedeutung von abnormal. Gemeint ist die Abweichung von der Norm, und zwar der sozialen Norm. Bis zum heutigen Tag ist es noch keinem Wissenschaftler gelungen den Unterschied zwichen psychisch normal und psychisch abnormal unabhängig von sozialen Kriterien zu formulieren.

Eine andere Gesellschaft wendet andere Normen an und bestimmt demnach andere Abweichungen.

Bei uns erwartet man, dass ein Beschenkter sein Geschenk sofort auspackt, und sich dann auch dann bedankt, selbst wenn das Geschenk ätzend ist. In China packt der Geschenkte i.a. seine Geschenke erst nach der Feier aus, um zu verhindern dass ein Konkurrenzdenken zwischen den Gästen entsteht. Derjenige, der nur ein billiges Geschenk hat, soll sich nicht vor den anderen Gästen schlecht fühlen

Die Patienten entsprechen nicht den vorherrschenden Normen und Werten ihrer Gesellschaft und leiden darunter oder lassen andere darunter leiden.