Kapitel Gemeinwohlmatrix am Beispiel von Vaude
Zur Firma VAU-DE
Die Firma VAUDE entwickelt, produziert und vertreibt Outdoor-Ausrüstung: Funktionale Bekleidung für draußen, Rucksäcke, Taschen, Schlafsäcke, Zelte, Schuhe, Campingzubehör.
Vaude ist 1974 von Alfred von Dewitz gegründet worden. Firmensitz ist ein kleines Dorf Untereisenbach. Das Dorf ist in der Nähe von Tettnang und ca. 15 km vom Bodensee. Es liegt zwischen Friedrichshafen und Ravensburg. Der Firmenname kommt aus dem Sptitznamen des Gründers. Er hatte die Initialien VD, ausgesprochen VAU-DE. Heute ist Antje von Dewitz die Geschäftsführerin. Sie ist das zweite Kind des Firmengründers.
VAUDE hatte im November 2015 den deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen. Sie haben 550 Mitarbeiter, 45% Teilzeit-Arbeitskräfte, einen Frauenanteil von 66%, 64% Frauenquote bei Führungskräften und machen ca. 100 Millionen Euro Umsatz.
Kinderhaus und flexible Arbeitszeiten sind wichtige Themen, damit Eltern nach der Geburt rasch wieder arbeiten können. Familienfreundlichkeit in die Arbeitsplätze "einzubauen", wird so für VAUDE selbstverständlich und Teil der Unternehmenskultur
Quelle: Buch 24 wahre Geschichten. Vom Tun und Lassen, Gemeinwohl-Ökonomie in der Praxis. Die Autoren sind Karsten Hoffmann, Gitta Walchner und Lutz Dudek
Struktur der Matrix
Die Struktur der Gemeinwohlmatrix sieht bei jeder Firma gleich aus. Allerdings wird diese andauernd bearbeitet und weiterentwickelt. Momentan sind wir bei der Version 5
Die Spalten entalten die zentralen Werte der Gemeinwohlökonomie. Dies sind:
- Menschenwürde
- Solidarität und Gerechtigkeit
- Ökologische Nachhaltigkeit
- Transparenz und Mitentscheidung
Die Zeilen bestehen aus den Berührungspunkten des Unternehmens
- MitarbeiterInnen
- EigentümerInnen und FinanzparnerInnen
- Mitarbeitende
- die KundInnen und Mitunternehmen
- Gesellschaftliches Umfeld
Die konkrete Matrix am Beispiel von VAUDE
VAUDE ist ein Unternehmen mit fast 500 Mitarbeiter in der Nähe von Tettang, nicht allzu weit weg vom Bodensee. Die Firma stellt Sportbekleidung und Sporttaschen her. Sie lassen auch in asiatischen Ländern (Vietnam, Taiwan, China) produzieren.
Natürlich ist die Nachhaltigkeit kein reiner Selbstzweck, sondern auch Marketing um die Kunden an sich zu binden
Die Auswertung
Verweis auf HomepageBeitrag zum Gemeinwohl bewerten
Der Beitrag zum Gemeinwohl wird auf Basis der Gemeinwohl-Matrix definiert und bewertet:
In den Spalten sind jene Werte angeführt, die das Gelingen von Beziehungen sowie ein gutes Leben fördern. Diese Werte sind weltweit auch in den meisten Verfassungen verankert. In den Zeilen sind die fünf Berührungsgruppen zu finden, mit denen eine Organisation meistens in Kontakt steht. In den Schnittpunkten von den Werten und Berührungsgruppen entstehen 20 Gemeinwohl-Themen, die den Beitrag der Organisation zum Gemeinwohl beschreiben und bewerten. Bei der Erstellung des Gemeinwohl-Berichts wird sichtbar, wie der jeweilige Wert in Bezug auf die jeweilige Berührungsgruppe gelebt wird, welches Potenzial in dem Thema steckt und welche Ziele erstrebenswert sind.
Ziel der Bewertung ist es, die Wirkung von unternehmerischen Aktivitäten auf das Gemeinwohl sichtbar zu machen. Im Bewertungsprozess stuft sich die berichtende Organisation auf einer Skala ein, je nachdem wie stark der jeweilige Wert in der Organisation gelebt wird.
Der Prozess der Bilanz-Erstellung fördert somit eine werteorientierte Weiterentwicklung der Organisation.Vergabe von Gemeinwohl-Punkten
Zusätzlich zur Bewertung auf Themenebene wird eine Gesamtbewertung, die Gemeinwohl-Punktezahl, ermittelt. Maximal können 1.000 Gemeinwohl-Punkte erreicht werden. Bei gemeinwohl-schädigenden Praktiken werden Minus-Punkte vergeben, die maximal minus 3.600 Punkte betragen können.Anwendung und Gewichtung
Die Gemeinwohl-Bilanz wurde so entwickelt, dass sie für Unternehmen jeder Branche, jeder Größe und jeder Rechtsform anwendbar ist - vom gemeinnützigen Verein über den mittelständischen Familienbetrieb bis zum börsen-notierten Konzern oder der öffentlichen Universität.
Diese Organisationen haben sehr unterschiedliche Wirkungen auf die Gesellschaft, ebenso sind mit den jeweiligen Tätigkeiten unterschiedliche Risiken verbunden. Um den unterschiedlichen Branchen und Unternehmensgrößen gerecht zu werden, wurde eine variable Gewichtung der Themen entwickelt.
Die Ausgangsbasis stellen alle 20 Themen dar, die zu jeweils 50 Punkten gleich gewichtet werden.
Abhängig von den folgenden Faktoren werden die Themen für die Ermittlung der Gesamtpunktezahl im Bilanz-Rechner unterschiedlich gewichtet nach- der Unternehmensgröße
- den Finanzströmen zu und von Lieferant*innen, Geldgeber*innen und Mitarbeiter*innen
- den sozialen Risiken in den Herkunftsländern der wichtigsten Vorprodukte
- der Branche und den damit verbunden ökologischen und sozialen Risiken
Die erreichbare Gesamtsumme bleibt in jedem Fall gleich, lediglich die Höhe des Anteils der einzelnen Themen variiert je nach Bedeutung für das jeweilige Unternehmen.
Nachvollziehbarkeit der Punkte bei VAUDE
Die volle Bilanz ist auf der Seite von VAUDE über ein PDF-Dokument erreichbar.
Erkennbar sind die genaue Fragen, die Selbsteinschätzung des Unternehmens und die Einschätzung des Auditors. Als Kunde muss man allerdings vertrauen, dass der vergebene Wert auch gerecht ist
ich sehe einen Konflikt zwichen gerechter Bewertung und Transparenz. Das man ein kleines Start Up anders bewertet, als ein Grossunternehmen scheint mir logisch. Der Nachteil ist die Nachvollziehbarkeit der Bewertung