Buchbesprechung "Die Donat-Ökonomie"

Ich bin über eine Buchempfehlung von Maja Göpel auf Die Donut Ökonomie der Autorin Kate Raworth gestossen. Statt einer ausführlichen Rezession möchte ich lediglich den Donut erklären, die Massnahmen auflisten und einige Linktipps geben. Das allermeiste ist mit Copy und Paste direkt aus dem Buch kopiert, und daher sehr schnell zusammengefügt. Die Texte, die Ich selber geschrieben habe sind hellblau hinterlegt.

Der Donut

Eine Stärke der Autorin ist es visuelle Bilder mit hoher Aussagekraft zu schaffen, die Ihr Anliegen unterstützen. Diese Empfehlung schafft gegebenfalls einen falschen Eindruck über das Buch. Das Buch besteht hauptsächlich aus Text, und hat auch nicht mehr Bilder als andere Sachbücher. Die Autorin Kate Raworth kritisiert, dass das einzige Ziel der aktuellen Ökonomie Wachstum ist, ohne dieses Wachstum zu hinterfragen. Die eigentlichen Bedürfnisse der Menschen und die endlichen Ressourcen des Planeten werden nicht thematisiert. Die Autorin wünscht sich eine Ökonomie, die dies ändert, und hat deshalb den Donut entworfen.

Der Donut zeigt Ziele und Grenzen der Wirtschaft Der Donut hat zwei Grenzen. Wir benötigen wirtschafliche Aktivität, damit die Menschheit in Wohlstand leben kann. Dies wird duch die innere Grenze verdeutlicht. Um den Wohlstand nachhaltig zu garantieren, müssen wir die Grenzen unseres Planeten beachten. Die Autorin fordert ein Wirtschaften, das sich zwischen diesen beiden Grenzen, d.h. innerhalb des Donuts befindet.
In Bereich des Donut, haben Menschen nachhaltig Wohlstand
Belasten wir unseren Planeten dauerhaft übermässig, wird es die Menschheit wieder zurückwerfen. Die Grenzen des Planeten wird durch die obere Grenze des Donat dargestellt.

Im inneren Kreis des Donuts werden die Bedürfnisse der Menschen aufgelistet. Die einzelnen Qualitätsattribute und ihren Indikatoren werden im folgenden Kapitel aufgelistet.

Komplexere Darstellung des Donuts

An den Äusseren Grenzen des Donuts, sind die Kriterien aufgelistet, die wir durch die Begrenzung der Erde nicht überschreiten sollten. Auch hier werden im übernächsten Kapitel die entsprechenden Kategorien und ihre Indikatoren aufgelistet.

Die innere Grenze des Donuts: Die Ziele der Ökonomie

Es wird im folgenden aufgelistet, wie die Bedürfnisse der Menschen gemessen werden, und ab welchem Indikator das Ziel verfehlt wird. Natürlich kann man über die Kriterien und die Indikatoren streiten. So hat z.B. ein Dollar in einem armen Land eine geringere Kaufkraft als ein Dollar in einem reichen Land. Ich habe einen Verbesserungsvorschlag, bei dem Ich zweifle, ob er ethisch korrekt ist. Die Idee ist verschiedene Kriterien für verschiedene Staaten einzuführen. Ein reiches Industrieland sollte darauf achten, dass wirklich jedes Kind die Schule besucht. Bei einem armen Land kann man auch schlechtere Werte als Erfolg betrachten. Mir ist bewusst, dass die Menschenrechte universal sind, allerdings können arme Länder sich nicht dieselben Massstäbe als reiche Länder leisten.

Ernährungssicherheit

Kriterium Indikator in Prozent
Bevölkerung leidet an Unterernährung 11

Gesundheit

Kriterium Indikator in Prozent
Bevölkerung lebt in Ländern, in denen die Sterblichkeit der Kinder unter 5 Jahren mehr als 25 pro 1000 Lebendgeburten beträgt 46
Bevölkerung lebt in Ländern, in denen die Lebenserwartung weniger als 70 Jahre beträgt 39

Bildung

Kriterium Indikator in Prozent
Erwachsene über 15 Jahren, die Analphabeten sind 15
Kinder von 12 bis 15 Jahren, die keine Schule besuchen 17

Einkommen und Beschäftigung

Kriterium Indikator in Prozent
Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze von 3.15 Dollar pro Tag leben 29
Junge Menschen (15 bis 24 Jahre), die keine Arbeit finden 13

Wasser und Hygiene

Kriterium Indikator in Prozent
Menschen ohne Zugang zu saubererem Trinkwasser 9
Menschen ohne Zugang zu verbesserter Hygiene 32

Energie

Kriterium Indikator in Prozent
Menschen ohne Zugang zu Strom 17
Menschen ohne Zugang zu sauberen Kocheinrichtungen 38

Netzwerke

Kriterium Indikator in Prozent
Menschen, die erklären, dass sie niemanden haben, der ihnen in schwierigen Zeiten zur Seite steht 24
Menschen ohne Zugang zum Internet 57

Wohnen

Kriterium Indikator in Prozent
Anteil der städtischen Bevölkerung in Entwicklungsländern, die in Slum-Siedlungen lebt 24

Gleichstellung der Geschlechter

Kriterium Indikator in Prozent
Repräsentationslücke zwischen Männern und Drauen in den nationalen Parlamenten 56
Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern 23

Soziale Gerechtigkeit

Kriterium Indikator in Prozent
Menschen, die in Ländern mit einem Palma-Verhältnis von 2 oder höher leben. Dies ist das Verhältnis der Einkommen der oberen 10% und der unteren 40% 39

Politische Mitsprache

Kriterium Indikator in Prozent
Menschen, die in Ländern leben, die im Voice und Accountability Index nur 0,5 oder weniger des Höchstwerts 1,0 erreichen 52

Frieden und Gerechtigkeit

Kriterium Indikator in Prozent
Menschen, die in Ländern leben, die im Corruption Perceptions Index den Wert von oder weniger des Höchstwertes von 100 erreichen 85
Menschen, die in Ländern mit einer Mordrate von 10 oder mehr auf 10.000 Einwohner leben 13

Die Äussere Grenze des Donuts: Das Überleben des Planeten

Klimawandel

Wenn Treibhausgase wie Kohlendioxid, Methan oder Lachgas freigesetzt werden, treten sie in die Atmosphäre ein, verstärken den natürlichen Treibhauseffekt und konzentrieren mehr Wärme in der Atmosphäre. Dies hat eine globale Erwärmung zur Folge, die sich in steigenden Temperaturen, häufigeren Wetterextremen und einem Anstieg des Meeresspiegels äußert.

Kontrollvariable Planetare Grenze
Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre, in parts per million (ppm) Bei höchstens 350 ppm

Versauerung der Meere

Ungefähr ein Viertel der durch menschliche Aktivitäten verursachten Kohlendioxidemissionen löst sich in den Meeren auf, wo sie Kohlensäure bilden und zu einem sinkenden PH-Wert im Oberflächenwasser führen. Durch den Säuregehalt wird die Verfügbarkeit von Karbonat-Ionen vermindert, die für viele Meereslebewesen ein wichtiger Baustein für die Schalen- oder Skelettbildung sind. Dies erschwert das Wachstum von Organismen wie Korallen, Schalentierenn und Plankton, wodurch letztlich das Ökosystem der Meere und die Nahrungskette beeinträchtigt werden.

Kontrollvariable Planetare Grenze
Durchschnittliche Sättigung mit Aragonit (Kalciumkarbonat) an der Meeresoberfläche, als Prozentsatz des vorindustriellen Niveaus Mindestens 80% des vorindustriellen Sättigungsniveaus

Chemische Umweltverschmutzung

Wenn toxische Substanzen, wie etwa synthetische chemische Schadstoffe und Schwermetalle, in die Biosphäre gelangen, können sie dort für sehr lange Zeit verharren und irreversible Auswirkungen nach sich ziehen. Wenn sie sich im Gewebe von Lebewesen wie etwa Vögeln und Säugetieren anreichern, beeinträchtigen sie deren Fruchtbarkeit und verursachen genetische Schäden, wodurch die Ökosysteme auf dem Land und in den Meeren gefährdet werden können.

Kontrollvariable Planetare Grenze
Bislang keine Kontrollvariable definiert

Stickstoff und Phosphorbelastung

Reaktiver Stickstoff und Phosphor werden häufig in landwirtschaftlichen Düngemitteln verwendet, aber nur ein kleiner Teil der ausgebrachten Menge wird von den Pflanzen aufgenommen. Der Rest fließt zum größten Teil in Flüsse, Seen und Meere, wo er die Entstehung von Algenblüten fördert, die eine Grünfärbung des Wassers zur Folge hat. Diese Algenblüten können giftig sein und andere aquatische Lebewesen abtöten, indem sie ihnen Sauerstoff entziehen.

Kontrollvariable Planetare Grenze
Phosphor, der als Düngemittel auf Agrarflächen ausgebracht wird, in Mio. Tonnen pro Jahr Höchstens 6,2 Mio. Tonnen pro Jahr
Reaktiver Stickstoff, der als Düngemittel auf Agrarflächen ausgebracht wird, in Mio. Tonnen pro Jahr öchstens 62 Mio. Tonnen pro Jahr

Süßwasserverknappung

Wasser ist von entscheidender Bedeutung für das Leben und wird in großem Ausmaß von der Landwirtschaft, der Industrie und in den Privathaushalten verbraucht. Doch eine übermäßige Nutzung des vorhandenen Süßwassers kann zur Beeinträchtigung oder sogar Austrocknung von Flüssen, Seen und Wasserspeichern führen, was eine Schädigung der Ökosysteme und eine Veränderung des Wasserkreislaufs und des Klimas nach sich zieht.

Kontrollvariable Planetare Grenze
Frischwasserverbrauch, in Kubikkilometer pro Jahr Höchstens 4000 km3 pro Jahr

Flächenumwandlung

Die Umwandlung von Land in Nutzflächen - wie etwa die Abholzung von Wäldern oder die Trockenlegung von Feuchtgebieten, um auf diesen Flächen Städte zu errichten, Agrarland anzulegen und Straßen zu bauen - beeinträchtigt die Kohlenstoffsenken der Erde, was zu einer Zerstörung der Lebensräume von Wildtieren führt und die Funktion dieser Flächen im Wasser-, Stickstoff- und Phosphorkreislauf untergräbt.

Kontrollvariable Planetare Grenze
Bewaldete Flächen im Verhältnis zu waldbedeckten Flächen vor dem menschlichen Eingriff Mindestens 75%

Verlust der Artenvielfalt

Ein Rückgang der Zahl und der Vielfalt der Lebewesen beeinträchtigt die Integrität der Ökosysteme und beschleunigt das Aussterben von Arten. Dadurch wird auch das Risiko gefördert, dass sich in den Ökosystemen plötzliche und irreversible Veränderungen vollziehen, wodurch ihre Resilienz und ihre Fähigkeit untergraben werden, Nahrung, Brennstoffe und Fasern zu erzeugen und das Leben aufrechtzuerhalten.

Kontrollvariable Planetare Grenze
Anteil der aussterbenden Arten pro Jahr in Bezug zu 1 Mio. Arten Höchstens 10

Luftverschmutzung

Mikropartikel oder Aerosole, die in die Luft abgegeben werden - wie etwa Rauch, Staub und luftverunreinigende Gase - können lebende Organismen schädigen. Durch ihr Zusammenwirken mit dem Wasserdampf in der Luft beeinflussen sie zudem die Wolkenbildung. Wenn sie in großen Mengen freigesetzt werden, können diese Aerosole durch die regionalen Niederschlagsmuster beeinflussen und beispielsweise den Zeitpunkt und den Ort der Monsunregen in tropischen Regionen verändern.

Kontrollvariable Planetare Grenze
Bislang keine globale Kontrollvariable definiert

Rückgang der Ozonschicht

Die Ozonschicht der Erde in der Stratosphäre filtert die ultraviolette Strahlung deer Sonne.Einige vom Menschen produzierte Substanzen, wie vor allem die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), treten nach ihrer Freisetzung in die Stratosphäre ein und schädigen die Ozonschicht, wodurch die Erde und ihre Bewohner deer gefährlichen ultravioletten Strahlung der Sonne ausgesetzt werden.

Kontrollvariable Planetare Grenze
Konzentration von Ozon in der Atmosphäre, in Dobson-Einheiten (DU) Mindestens 275 DU

Die Massnahmen, damit die Wirtschaft in den Donut gelangt

Die Autorin empfiehlt 7 Massnahmen, damit die Wirtschaft in den Donut kommt.

Erstens: Das Ziel verändern

Von der Wirtschaftslehre des 20. Jahrhunderts Zur Wirtschaftslehre des 21. Jahrhunderts
Bild Bruttoinlandsprodukt Bild der Donut
Bruttoinlandsprodukt Der Donut

Mehr als 70 Jahre lang war die wirtschaftliche Entwicklung auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) fixiert, das als wichtigster Maßstab für Fortschritt galt. Diese Fixierung wurde dazu benutzt, krasse Einkommens- und Wohlstandsunterschiede zu rechtfertigen, die mit einem bislang ungekannten Ausmaß an Zerstörung der Welt verbunden waren. Für das 21. Jahrhundert brauchen wir ein wesentlich weiter reichendes Ziel: Wir müssen die Bedürfnisse eines jeden Menschen mit den Mitteln unseres lebensspendenden Planeten zu befriedigen suchen. Und dieses Ziel ist im Konzept des Donuts enthalten. Die Herausforderung besteht heute darin, Wirtschaftsordnungen aufzubauen - auf lokaler wie auf globaler Ebene - die dazu beitragen, der gesamten Menschheit Zugang in den sicheren und gerechten Raum des Donuts zu ermöglichen. Anstatt stetiges Wachstum des Bruttoinlandsprodukts anzustreben, geht es heute darum, ein florierendes Gleichgewicht herzustellen.

Zweitens: Das Gesamtbild erfassen

Von der Wirtschaftslehre des 20. Jahrhunderts Zur Wirtschaftslehre des 21. Jahrhunderts
Bild eigenständiger Markt Bild eigenständige Ökonomie
Eigenständiger Markt Eingebettete Ökonomie

Die herkömmliche Wirtschaftslehre beschreibt die Ökonomie mit einem einzigen, stark verengten Bild, dem Kreislaufdiagramm. Dessen Beschränkungen wurden darüber hinaus dazu verwendet, ein neoliberales Narrativ über die Effizienz des Marktes, die Inkompetenz des Staates, die Beschränkung des Haushalts auf das häusliche Leben und die Tragödie der Gemeingüter zu verstärken. Es ist an der Zeit, die Wirtschaft neu zu zeichnen und sie einzubetten in die Gesellschaft und die Natur, die beide von der Sonne mit Energie versorgt werden. Diese neue bildhafte Darstellung ermöglicht auch neue Narrative - über die Macht des Marktes, die Partnerschaft des Staates, die zentrale Rolle des Haushalts und die schöpferische Kraft der Gemeingüter.

Drittens: Die menschliche Natur pflegen und fördern

Von der Wirtschaftslehre des 20. Jahrhunderts Zur Wirtschaftslehre des 21. Jahrhunderts
Bild Homo oeconomicus Bild sozial anpassungsfähiger Mensch
Rationaler Homo oeconomicus Sozial anpassungsfähiger Mensch

Im Zentrum der Wirtschaftslehre des 20. Jahrhunderts steht das Bild des rationalen homo oeconomicus: Er hat uns erklärt, dass wir alle unser Eigeninteresse verfolgen, vereinzelt und berechnend sind, festgelegt in unserem Geschmack, und dass wir die Natur beherrschen - und dieses Bild hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Doch die menschliche Natur ist wesentlich reicher und vielfältiger, wie bereits erste Skizzen unseres neuen Selbstbilds zeigen: Wir sind sozial veranlagt, bemühen uns um Annäherung, verändern unsere Werte und sind abhängig von der lebendigen Welt. Darüber hinaus ist es durchaus möglich, die menschliche Natur in einer Weise zu fördern und zu entwickeln, die uns wesentlich größere Chancen eröffnet, in den sicheren und gerechten Raum des Donuts zu gelangen.

Kate Raworth verwendet 3 verschiedene Bilder, für das Menschenbild der neuen Ökonomie. Der Mensch als Teil einer Familie, der Mensch als Gärtner um die Naturverbundenheit auszudrücken und Akrobaten. Akrobaten vertrauen und verlassen sich gegenseitig - sie sehen sich nicht als Konkurrenten.

Die Autorin betont dass es noch andere Möglichkeiten gibt Menschen zu motivieren, als über den Preis. Reden z.B. Prominente öffentlich über Ihre Krankheiten führt dies dazu dass viele Menschen die Vorsorgeuntersuchungen nutzen. Ich möchte in diesem Zusammenhang auf ein Buch von Michael J. Sandel hinweisen, der viele Beispiele aufzeigt in dem Anreisysteme über Geld häufig zu gegenteiligen Efekten, als gewünscht, führt.

Viertens: Systemisches Denken lernen

Von der Wirtschaftslehre des 20. Jahrhunderts Zur Wirtschaftslehre des 21. Jahrhunderts
Bild Gleichgewicht durch Angebot und Nachfrage Bild dynamische Komplexität
Mechanisches Gleichgewicht Dynamische Komplexität

Die berühmten Angebots- und Nachfragekurven des Marktes sind das allererste Diagramm, mit dem ein Ökonomiestudent Bekanntschaft macht, doch sie beruhen auf überholten Vorstellungen über ein mechanisches Gleichgewicht, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammen. Wesentlich hilfreicher, um sich ein Verständnis für die Dynamik der Wirtschaft zu erarbeiten, ist ein systemisches Denken, das sich in einem schlichten Paar von Rückkopplungsschleifen zusammenfassen lässt. Rückt man diese Dynamik in den Mittelpunkt der Wirtschaftslehre, eröffnen sich viele neue Einblicke, von den Konjunktur- und Krisenzyklen der Finanzmärkte bis zur sich selbst verstärkenden Natur der wirtschaftlichen Ungleichheit und den Kipppunkten des Klimawandels. Es ist an der Zeit, dass wir aufhören, nach den trügerischen Steuerungshebeln der Wirtschaft zu suchen, und endlich damit beginnen, die Wirtschaft als ein in stetiger Weiterentwicklung begriffenes komplexes System

Die Autorin fordert auf zwischen Bestandsgrössen und Fliessgrössen zu unterscheiden, und verstärkende bzw. schwächende Rückkopplungseffekte zu betrachten.

Fünftes: Auf Verteilungsgerechtigkeit zielen

Von der Wirtschaftslehre des 20. Jahrhunderts Zur Wirtschaftslehre des 21. Jahrhunderts
Bild Kuznet Kurve Bild Verteilungsgerechtigkeit
Wachstum wird für Ausgleich sorgen Von vorneherein Verteilungsgerechtigkeit anstreben

Im 20. Jahrhundert hat eine bestimmte grafische Darstellung - die Kuznets-Kurve - eine eindrucksvolle Botschaft über ökonomische Ungleichheit vermittelt: Die Ungleichheit muss zuerst größer werden, bevor sie kleiner werden kann, und das Wirtschaftswachstum wird schließlich für eine Angleichung sorgen. Doch wirtschaftliche Ungleichheit, so zeigt sich, ist keine ökonomische Notwendigkeit: Sie ist ein Gestaltungsfehler. Ökonomen des 21. Jahrhunderts werden anerkennen, dass es viele Möglichkeiten gibt, Volkswirtschaften so zu konzipieren, dass bei der Distribution des von ihnen erzeugten Werts mehr Verteilungsgerechtigkeit hergestellt wird - ein Gedanke, der sich am besten durch ein Netz von Fließgrößen veranschaulichen lässt. Das bedeutet, dass man über die Verteilung von Einkommen hinausgeht und Möglichkeiten einer Umverteilung von Vermögen erforscht, insbesondere von Vermögen, das auf der Beherrschung von Land, von Unternehmen, von Technologie und Wissen und auf der Macht der Geldschöpfung beruht.

In diesem Kapitel sind wirklich konkrete neue Denkansätze enthalten. Die Fragen

sind in meinen Augen elementar und es gibt weltweit viele Ansätze, die sich um genau diese Themen kümmern. Wir benötigen ein Bodenrecht. Die Stadt Ulm kann z.B. ein positives Beispiel sein. Es gibt viele Ideen die Geldschaffung wieder dem Staat zu überlassen und (parallele) Regionalwährungen zu fördern. Wir sind zur Zeit in einer Phase, in der eine kleine schon sehr reiche Schicht, fast alleine von Arbeit und Roboter profitiert. Das Patentrecht, mit dem Ziel geistiges Eigentum zu schützen, wird häufg verwendet neue Entwicklungen bei Konkurrenten zu verhindern.

Sechstens: Auf Regeneration zielen

Von der Wirtschaftslehre des 20. Jahrhunderts Zur Wirtschaftslehre des 21. Jahrhunderts
Bild Umwelt Kuznet Kurve Bild regenerative Ausrichtung
Wachstum wird Umweltverschmutzung beseitigen Von vorneherein wirtschaftlich ausrichten

Die Wirtschaftstheorie hat lange Zeit eine »saubere« Umwelt als ein Luxusgut dargestellt, das sich nur Wohlhabende leisten können. Diese Sichtweise wurde durch die Umwelt-Kuznets-Kurve bestärkt, die ebenfalls die Botschaft vermittelte, dass die Umweltverschmutzung zuerst zunehmen muss, bevor sich die Situation verbessern kann, und dass wirtschaftliches Wachstum diesen Umschwung herbeiführen wird. Doch eine solche Gesetzmäßigkeit gibt es nicht: Umweltschädigung ist die Folge einer degenerativen Ausrichtung der Industrie. Im neuen Jahrhundert brauchen wir ein ökonomisches Denken, das eine regenerative Ausrichtung fördert, um eine zirkuläre -keine lineare - Wirtschaft zu ermöglichen und den Menschen als gleichberechtigten Teilnehmer in die zyklischen Lebensprozesse der Erde einzubinden.

Die Umwelt Kuznet Kurve kann man tatsächlich beobachten, wenn wir reiche Länder isoliert analysieren. In Deutschland gibt es durchaus lokale ökologische Erfolge. Notwendig ist aber importierte Leistungen aus armen Ländern, mit einzubeziehen.

Siebtens: Eine agnostische Haltung zum Wachstum einnehmen

Bild exponentielle Kurve Bild S-Kurve
Abhängig vom Wachstum Agnostisch gegenüber Wachstum

Ein Diagramm in der Wirtschaftstheorie ist so gefährlich, dass es praktisch niemals gezeichnet wird: der langfristige Verlauf des BIP-Wachstums. Konventionelle Ökonomen betrachten dauerhaftes Wirtschaftswachstum als unverzichtbar, doch nichts in der Natur wächst ewig, und der Versuch, dieser Tendenz entgegenzuwirken, wirft in Ländern unbequeme Fragen auf, die durch hohes Einkommen, aber geringes Wachstum gekennzeichnet sind. Es sollte nicht schwerfallen, das BIP-Wachstum als Wirtschaftsziel aufzugeben, aber es ist wesentlich schwieriger, unsere Abhängigkeit davon zu überwinden. Unsere heutigen Volkswirtschaften benötigen Wachstum, unabhängig davon, ob es den Menschen nutzt: Wir brauchen aber eine Wirtschaft, die den Menschen nutzt, unabhängig davon, ob sie wächst oder nicht. Diese radikale Veränderung der Perspektive ermutigt uns, eine agnostische Haltung zum Wachstum einzunehmen und zu erforschen, wie Volkswirtschaften, die gegenwärtig finanziell, politisch und sozial von Wachstum abhängig sind, lernen können, mit oder auch ohne Wachstum zu leben.

Überblick über den Zustand einzelner Länder

Es gibt zur Zeit keinen Staat, der innerhalb des Donuts liegt. Die wohlhabenden Länder belasten den Planeten überproportional. Die armen Länder belasten den Planeten kaum, aber der Preis ist eine darbende Bevölkerung. Das folgende Bild aus dem Ländervergleich zeigt einen Überblick. Das Optimum wäre die linke obere Ecke. Der Staat, der am nächsten dem Donut herankommt ist Vietnam.

Überblick von Webite mit den Daten einzelner Länder und der Möglichkeit zum Vergleich dieser Länder

Zusammenarbeit mit der Gemeinwohlökonomie

Ich danke dem Münchner Gesprächskeis der Nachdenkseiten, auf den Hinweis dass Christian Felber und Kate Raworth zusammenarbeiten. Christian Felber ist Autor des Buches über die Gemeinwohlökonomie.. Ein Vergleich beider Konzepte ist hier ersichtlich.

Linktipps zum Buch