Zusammenfassung des Buchs von Prof. Dr. Maja Göpel. Die Welt neu denken: Eine Einladung

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Eine Einladung

Die Autorin stellt sich selbst vor.

Sie hatte eine behütete und wohlhabende Kindheit und ist in einem Dorf in der Nähe von Bielefeld aufgewachsen. Beide Eltern waren Mediziner, offen für Reformpädagogik und engagiert im Verein Internationale ärzte für die Verhütung des Atomkrieges. Die Autorin betont, dass Sie Verhaltensökonomin ist und keine Naturwissenschaftlerin. Sie arbeitet an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Sie unterstützt die Scientists for Future Bewegung, die wiederum die Fridays for Future Bewegung um Greta Thunberg ergänzt.

Eine neue Realität

Das Wort neu ist etwas eigenartig, denn dort verweist sie auf die Ergebnisse des Club of Romes aus dem Jahr 1972. Damals war allerdings der weltweite ökologische Fußabdruck noch in Ordnung. Der Club of Rome entwickelte ein Modell mit dem Wachstum von 5 Faktoren. Das ist

  1. das Bevölkerungswachstum
  2. die Nahrungsmittelproduktion
  3. die Industrieproduktion
  4. der Gebrauch nicht erneuerbarer Rohstoffe
  5. die Umweltverschmutzung.
Der Der Club of Rome erkannte, dass wenn nur eines der Faktoren unbegrenzt wächst es zu einem Kollaps kommen wird. Die Autorin stellt die These auf, das relative Effizienzsteigerungen und Verbesserungen bei einzelnen Produkten das Gesamtbild nicht verändern. Eine überzeugende absolute Entkopplung des ökonomischen Wachstums einer Volkswirtschaft von ihrem Umweltverbrauch steht weiterhin aus.

Neu an der Realität ist, dass wir die natürlichen Ressourcen immer schneller verbrauchen als sie nachwachsen und der Tag an dem diese Grenze erreicht ist, immer weiter nach vorne rückt. Momentan sind wir an einem Punkt, an dem wir 2 1/2 Erden für unseren Verbrauch benötigen. Siehe Earth Overshoot Day vom Umweltbundesamt und der englischen Variante wird gezeigt, wie dieser ermittelt wird.

Natur und Leben

In diesem Kapitel geht es um, wie es Jens Wernike bereits in seinem Buch Die Öko-Katastrophe auszudrückt, darum den Menschen und seinen Blick auf die Natur als Umwelt und nicht als Mitwelt. Das Kapitel eröffnet mit dem Patent vom amerikanischen Discounterriesen Walmart, welches die Funktionalität einer Biene simuliert, d.h. eine Maschine, die die Bestäubung von Blumen übernimmt. Siehe Roboterbiene. Der Mensch sieht sich nicht als ein Teil der Natur, sondern glaubt die Natur in seinem Sinn benutzen zu können.

Allerdings ist die Natur deutlich nachhaltiger. Die Natur funktioniert in Kreisläufen, eine Biene braucht keine Energie und erzeugt keinen Müll. Natürliche Systeme sind auf Dauer angelegt und leben von der Vielfalt. Deshalb sind sie weitgehend resilient gegenüber Schocks. Menschliche Systeme sind ökonomisch ausgelegt. D.h. es setzt sich das durch was wenig kostet. Menschliche Systeme reduzieren Vielfalt. Dies führt zu homogenen Systemen und damit zu Fragilität und höherer Fehleranfälligkeit. So erkennen wir z.B., dass es immer weniger Einzelhändler gibt, da diese durch Ketten von Konzernen ersetzt wurden. Dies führt dazu,dass die Städte sich angleichen.

Es besteht die Gefahr, dass selbst diese Konzerne durch den Megakonzern Amazon ersetzt werden, der alles noch billiger und bequemer macht. Das inzwischen globalisierte Fortschrittsmodell hat nicht nur die Natur, sondern auch Kulturen und Lebensweisen einer rasend voranschreitenden Homogenisierung und Ökonomisierung unterworfen.

Die Autorin beschreibt 2 Ereignisse aus dem Jahr 1987, die unterschiedlicher kaum sein konnten. 1987 kam der Brundtland Report heraus, genannt nach der damaligen norwegischen Ministerpräsidentin. In diesem Bericht werden Richtlinien formuliert, die besagen an was sich menschliche Wirtschaften orientieren und was nachhaltig sein soll. Als nachhaltig wird beschrieben die Bedürfnisse der Gegenwart zu befriedigen, ohne dabei zu riskieren das zukünftige Generationen diese dann nicht mehr befriedigen können. Dabei sollten den Bedürfnissen der Armen Vorrang gegeben werden und es wird ausdrücklich betont, dass die regenerativen Zyklen der Natur nicht zerstört werden dürfen.

Im selben Jahr bekam der Ökonom Robert Solow den Nobelpreis. Er postulierte genau das Gegenteil, nämlich dass man Naturkapital ersetzen kann. Nach Robert Saw ist es kein Problem, wenn der Mensch Natur zerstört, dafür dagegen technische Lösungen diese ersetzen. Wird die Natur zerstört und dagegen in Bildung investiert so ist dies ökonomisch kein Fehler. Die Autorin zeigte sich entsetzt, dass man für diesen Unsinn den Nobelpreis erhielt. Wir sind gewohnt, dass alles was wertvoll ist einen finanziellen Wert hat, deshalb unterschätzen wir den kostenlosen Service der Natur.

Mensch und Verhalten

Die Ökonomie postuliert ein Menschenbild, das nicht der Realität entspricht. Das Menschenbild greift auf die Arbeiten von Adam Smith , David Ricardo und Charles Darwin zurück. Adam Smith postulierte, dass es sinnvoll für Menschen sei, sich zu spezialisieren. Ricardo erweiterte diese Erkenntnis auf ganze Staaten. Charles Darwin war der Entdecker der Evolutionstheorie, das Lebewesen durch genetische Veränderungen mutieren, und dass sich diejenigen durchsetzen die sich am ehesten den Veränderungen anpassen konnten.

Ich bin der Autorin dankbar, dass sie Adam Smith nicht auf sein Zitat mit der unsichtbaren Hand reduziert. Adam Smith wollte nie den freien Markt, sondern setzte sich für eine Regulierung ein. Darwin wurde bewusst so uminterpretiert, dass Menschen Konkurrenten seien und nur die stärksten sich durchsetzen würden, wobei stark in dem Sinne vom egoistischen Streben nach materiellem Wohlstand interpretiert wird. In der Welt der Ökonomen wird nicht realisiert, dass Menschen sobald die Grundbedürfnisse gedeckt sind, die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Anerkennung durch Mitmenschen immer wichtiger werden. Das Experiment Ultimatumspiel zeigt,dass Menschen bereit sind auf materielle Gewinne zu verzichten, wenn sie sich unfair behandelt fühlen. Es gibt Untersuchungen der Glücksforschung die beweisen, dass ab einem gewissen Einkommen eine Steigerung des materiellen Wohlstands nicht mehr Lebensqualität bringt. Wenn wir genug zu essen, zu trinken und ein Dach über dem Kopf haben, werden gute Gesundheit, intakte Beziehungen, eine erfüllende Beschäftigung und zwischenmenschliche Anerkennung in unserer Bewertung des Lebens wichtiger.

Die Erkenntnisse der erwähnten Wissenschaftler (Smith, Ricardo und Darwin) sind nicht falsch. Falsch ist, dass diese einfach auf unsere Welt übertragen worden sind. Zu Zeiten von Adam Smith war die Welt deutlich geringer globalisiert. Ricardo konnte nicht wissen, dass eine Finanzindustrie entsteht, die abgekoppelt von der Realwelt ist und das Ergebnis der Evolution war eher Vielfalt und nicht Konzentration. Das ökonomische Denken ist in Bereiche hineingewandert, die ehemals mit Wirtschaft nichts zu tun hatten. Die Fürsorge für andere Menschen, Kranke Alte und Kinder, in diese Logik genauso eingespannt worden wie die Ausbildung, die Partnerwahl oder der eigene Körper.

Wirtschaftswissenschaften schaffen das Bewertungssystem dafür, ob etwas wirtschaftlich ist oder nicht. Sie schreiben die Definition von Fortschritt. So folgt leider die Praxis der Theorie. Manager, die auf der Karriereleiter steigen wollen, werden dazu verdonnert , sich wie Soziopathen zu verhalten. Wer Mitarbeiter und Natur ausbeutet, ist ökonomisch erfolgreich.

Die Autorin lobt den Begriff der Arbeit im Buddhismus. Arbeit stellt im Buddhismus alles dar, was den Menschen dabei untersützt, seine Fähigkeiten zu entwickeln. Arbeit so zu organisieren, dass sie um jeden Preis möglichst viele Güter ausstößt und das möglichst schnell, wäre im buddhistischen Weltbild ein Vergehen, weil es Masse wichtiger nimmt als Menschen, Profite und Produkte wichtiger als Erfahrung und Beziehungen. Geht die Theorie von einem falschen Menschenbild aus, so ist das insofern ein großes Problem, da Unternehmen und Banken ihr Geschäftsmodell danach ausrichten.

Übrigens gibt es in den führenden Journals der Ökonomie kaum Artikel, die das eigene Weltbild hinterfragen.

Wachstum und Entwicklung

In einem Observatorium auf Hawaii wird seit 1958 der Anteil von Kohlendioxid in der Erdatmosphäre gemessen. Es gibt einen stetigen Anstieg bis auf 3 Ausnahmen. Die Ausnahmen decken sich genau mit Phasen in der die Weltwirtschaft in der Krise war. Es ist eindeutig nachweisbar. Schrumpft die Wirtschaft verlangsamt sich der Klimawandel, wächst die Wirtschaft beschleunigt er sich.

Frau Göpel stellt fest, dass technologischer Fortschritt und Einsparungen nie ausreichend waren, um das Gesamtbild zu ändern.

Dazu eine eigene Bemerkung. Vor ca. 30 Jahren genoss ich einen Vortrag von Ernst Ulrich von Weizsäcker - der Bruder des ehemaligen Bundespräsidenten. Er stellte damals sein Buch Faktor 4 vor. Eine aktuelleren Ausgabe gab er den Titel Faktor 5. Er zeigte Beispiele,dass Effizienzsteigerungen um diesen Faktor möglich sind. Schon damals forderte Herr Weizsäcker den Staat auf, die Energiepreise durch Steuern entsprechend dem technologischen Fortschritt zu erhöhen, damit dieser technologische Fortschritt durch billigere Preise nicht gleich wieder verfrühstückt werden.

Die Autorin stellt eindeutig statistisch fest, dass es einen Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Klimaerwärmung gibt.

Frau Göpel schlägt vor, direkt vor der Tagesschau einen Bericht "Klima vor Acht" zu senden. Am besten direkt nach Börse vor Acht, damit die Bevölkerung den Zusammenhang entdeckt. Sie stellt zu Recht fest, dass auch Menschen, die keine Aktien besitzen, fasziniert die Kurven der Aktien ansehen und fälschlicherweise daraus schließen, dass dies ein Indikator für Wohlstand wäre

Die Autorin kritisiert das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Kennziffer für Wirtschaftswachstum. Wie viel Wertverlust und Schadschöpfung sich hinter der Zahl verbirgt, bleibt verborgen. Schon J.F.Kennedy meinte 1968, dass das BIP alles misst außer dem, was das Leben lebenswert macht. Aus einem vorherigen Kapitel wissen wir, dass es einen Punkt gibt, in dem noch höherer Wohlstand nicht zu mehr Lebensqualität führt. Die Frage, wann das Genug erreicht ist, wird nicht gefragt.

Der Druck immer Neues auf den Markt zu bringen, liegt in unserem Wirtschaftssystem. Sollte Apple nicht mehr ein neues IPhone herausbringen, würde die Börse entsprechend reagieren. Scheinbar kann nur Wachstum Arbeitsplätze, Investitionen und Steuereinnahmen sichern.

Die Autorin kritisiert die Messweise des Wachstums. Sie verweist auf die Arbeit von Mariana Mazzucato Wie kommt der Wert in die Welt? und kritisiert wieder die Ökonomie, die einem Zirkelschluss unterliegt. Die Ökonomie behauptet, dass der Wert eines Produktes genau dem Marktpreis entspricht. Es wird nie nachgefragt was der eigentliche Nutzen ist. Dass die Marktpreise häufig Ausdruck der Machtposition und nicht des Nutzens entsprechen, erkennt man am Zusammenschluss von Pharmabetrieben. Hier steigen häufig die Preise von Medikamenten, obwohl der Nutzen sich sicherlich nicht über Nacht geändert haben kann.

Die Autorin spricht auch die Problematik der Aktienrückkäufe an. Gelingt es einem Unternehmen Aktien zurückzukaufen, steigt i.a. der Aktienwert, da der Wert des Unternehmens auf weniger Aktien verteilt wird. Der Aktienkurs steigt, obwohl der Nutzen des Unternehmens sich nicht ändert. Da die Prämien führender Manager häufig am Aktienwert gekoppelt sind, ist die Gefahr solcher Praktiken hoch. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Aktivitäten der Finanzwirtschaft in das BIP einfließen, obwohl die Finanzwirtschaft i.a. keine Werte erzeugt und weitgehend nur die Gelder der Realwirtschaft umverteilt.

Technologischer Fortschritt

Ein grosser Anteil dieses Kapitels beschäftigt sich mit dem sogenannten Rebound Effekt. Der Rebound Effekt ist eines der meisten unterschätzten Hindernisse auf dem Weg in eine nachhaltige Wirtschaftsweise.

Eigentlich sollte man meinen dass der technologische Fortschritt bewirkt dass weniger natürliche Ressourcen verbraucht werden. Der Rebound Effekt zeigt leider, dass häufig das Gegenteil der Fall ist.

Ein Beispiel ist die Entwicklung beim Auto. In den 50er Jahren verbrauchte ein VW Käfer 7,5 Liter Benzin auf 100 km. Der VW Beetle Ende der 90er verbrauchte ungefähr genauso viel, obwohl 40 Jahre Entwicklungszeit dazwischen lag. Der Unterschied war, dass das alte Auto eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h hatte und 739 kg wog, wogegen das neue Auto eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h hatte und 1200 kg wog.

Der Rebound Effekt kann auch die Art der Nutzung ändern. Ist ein Auto benzinsparender benutzt man es häufiger, macht mehr Ausflüge und nimmt längere Wege zur Arbeit in Kauf.

Schon Anfang des 19. Jahrhunderts erkannte der Ökonom William Stanley Jevons dass es falsch ist zu glauben dass eine effizientere Verwendung von Brennstoffen gleichbedeutend mit einem reduzierten Verbrauch ist, sondern genau das Gegenteil ist der Fall.

England war z.B. fast vollkommen abhängig von einheimischer Kohle. Als dann Kohle durch Erdöl ersetzt wurde, schienen die Energieressourcen zunächst unbegrenzt, und führte zu stärkerer Industrialisierung.

Der Traum von einer einfachen Entkopplung von Energieverbrauch zum Verbrauch natürlicher Ressourcen geht immer sichtbarer nicht auf

Zurzeit gibt es einen Wandel von Benzin bzw. Diesel angetriebenen Autoantrieb zu Elektroantrieb. Dabei sollte man nicht den Fehler machen nur einzelne Aspekte eines Produkts zu sehen, man muss den Gesamtrahmen betrachten.

Die Autorin verweist auf die Transformationsforschung von soziotechnischen und sozioökologischen Systemen. Verändert sich ein Element, verändert sich auch die Dynamik der Abläufe, in die das Element eingefügt ist. Und im Zweifel auch die Beschaffenheit anderer Elemente, mit denen es verbunden ist.

Frau Prof. Dr. Maja Göpel warnt vor den Folgen von Geo-Engineering. Anstatt dass die Menschen sich darauf beschränken sich mit mit einem gewissen materiellen Wohlstand zufrieden zu geben (Eigene Bemerkung: Sollte nicht für arme Länder gelten) versucht man mit hohen technologischen Aufwand die Schadstoffe wieder aus der Luft herauszunehmen. Es scheint heute schon zu sein, dass alle Klimamodelle, die eine Erhöhung von Zweig Grad vermeiden wollen, Erfolge beim Geo-Engineering schon einplanen - denn ansonsten gehen die Modelle gar nicht auf.

Wenn wir den technologischen Fortschritt weiter so einsetzen wie bisher und ihm keine klar andere Funktion geben als die des kurzfristigen ökonomischen Wachstums und der weiteren Zunahme an Konsum, verschieben wir die Lösung der Probleme unverändert in die Zukunft.

Neben dem technologischen Fortschritt gibt es auch einen gesellschaftlichen Fortschritt. So machen wir keine Selbstjustiz, sondern lösen Konflikte über das Gesetz. Wir verbrennen auch nicht mehr Frauen als Hexen, sondern geben Ihnen das Wahlrecht. Es gibt zweifellos gesellschaftliche Fortschritte.

Die Autorin verweist auf ein Buch von Philipp Staat Falsche Versprechen. Wachstum im digitalen Kapitalismus, indem der Autor einer Entkopplung von technologischem und gesellschaftlichem Fortschritt warnt.

Ich muss gestehen es gibt einen kleinen Absatz, den Ich nicht verstehe, weil von Distinktprotential, und konnnotierter Produkte die Rede ist. Ich kann mir aber vorstellen was damit gemeint ist. Ich sehe ja dass die Tarifbindung immer weiter abnimmt, Fachkräfte durch Hilfsarbeiter ersetzt werden, das Bild vom ehrbaren Kaufmann nicht mehr gilt, die eigentlichen Leistungsträger in den Niedriglohnbereich gedrängt, deren Arbeitsbedingungen sich verschlechtern, Krankenhäuser sich nicht mehr am Bedürfnis der Patienten sondern der Vergütung durch die Kassen orientieren, der Kunde bewusst getäuscht und Politik immer stärker durch Lobbyismus beeinflusst wird. Der gesellschaftliche Fortschritt scheint wieder abzunehmen.

Nachtrag Juli 2020: Mit etwas Abstand verstehe Ich es nun. Häufig werden Produkte nicht wegen dem Nutzen gekauft, sondern um sich von anderen Menschen abzugrenzen. Ein Beispiel sind die Produkte von Apple. Das IPhone von Apple ist deutlich teuerer als als dijenigen mit Google Betriebssystem, ohne dass die Bedingungen der Produktion und Behandlung der Mitarbeiter sich verbessern. Zum Preis eines IPhones erhält man ein Fairphone. Dort wird der höhere Preis wirklich in nachhaltige Entwicklung und fairer Bezahlung weitergegeben.

Insgesamt ist das Buch aber sehr verständlich geschrieben.

Konsum

Die Autorin verweist zunächst auf einen Bestseller von der Japanerin Marie Kondo, die Ratgeber zum Aufräumen geschrieben hat. Sie rät u.a. sich von denen Dingen zu trennen, die einem nicht glücklich macht. Als Nachhaltigkeitsökonomin empfiehlt die Autorin, all die Dinge die einem nicht mehr Lebensqualität bring erst gar nicht einzukaufen. Es wird die Energie zur Herstellung und den Müllbergen zur Entsorgung erst gar nicht erzeugen.

Frau Göpel erinnert daran, dass man Menschen ab einem Wohlstandsniveau nicht mehr glücklicher werden, wenn sie noch mehr besitzen.

Die Preise, die wir bezahlen, spiegeln nicht die wahren Kosten wider. Man verlagert die Lasten, die durch die Produktion und Konsum auf einer Sache entstehen, einfach auf andere, die sich nicht wehren können, weil sie entweder keine Stimme haben oder keine Macht.

Es wird der Begriff der externen Kosten eingeführt. So zahlen die Kosten für einen Flug nicht die Passagiere, sondern Inselstaaten, die schlicht untergehen, oder ärmere Menschen, die sich die Anpassung an den Klimawandel nicht leisten können, bzw. es sind die unsere Kinder und Enkel die diese Kosten zahlen müssen. Der Autor Stephan Lessenich stellt fest, dass wir nicht über unseren Verhältnissen leben, sondern über den Verhältnisse von anderen.

Wir haben zwar lokal durchaus Erfolge, aber die Kostenvorteile, die sich durch den Schaden an einem anderen Ort erzielen lassen, führen woanders zum nächsten Schaden - nur eben jeweils im Ausland. Ursachen und Wirkungen werden entkoppelt und über den Globus verteilt.

Die Autorin verweist auf den Bio-Sprit, der die Klimabilanz unseren Verkehrssektors verbessern sollte. In Südostasien werden Regenwälder gerodet, um Palmöl-Plantagen anzulegen, die den europäischen Bedarf an Energiepflanzen decken sollten. Trotzdem hören wir immer wieder, dass die Menschen in den ärmeren Ländern lernen müssten, wie sie mit ihrer Umwelt besser umgehen.

Frau Göpel widerspricht der sogenannten Kuznets-Kurve. Der gleichnamige amerikanische Ökonom behauptete, dass bei zunehmendem Wirtschafswachstum, die Ungleichheit in einer Gesellschaft zuerst stark zunimmt, aber danach stark abnimmt. Zuerst werden nur wenige reich und danach fast alle. Diese Theorie behauptet u.a., dass je reicher Gesellschaften werden, desto mehr Interesse haben Sie an einer sauberen Umwelt und über desto mehr Mittel verfügen sie um die dafür notwendige Infrastruktur zu kümmern. Für Deutschland alleinig kann man diesen Effekt durchaus beobachten. Aber Abfallwirtschaft ist in Deutschland zu einer Exportbranche geworden. Deutschland exportiert mehr Müll ins Ausland als Maschinen. Jeden Tag kommen 175 kaputte Fernsehgeräte aus Deutschland in Afrika an wo sie ausgeschlachtet werden, und auf Müllkippen landen.

Wir lagern aus, was uns unangenehm ist, und ein was wir brauchen. Europa ist der Kontinent, der am stärksten davon abhängig ist, Landflächen anderer Länder zu nutzen. Der Land-Fußabdruck der EU ist 1.5 mal höher als die Gesamtfläche der EU.

Dabei sind die Importeure, die Produkte dieser Landflächen einkaufen, in der Regel an günstigen Preisen interessiert und weniger daran, ob die Böden langfristig nachhaltige Erträge bringen. Unser Wohlstand und Reichtum in Europa spiegelt unsere privilegierte Stellung im Markt wider.

Die Autorin appelliert daran Verzicht zu üben. Man kann nur auf das verzichten, das mir nach Lage der Dinge wirklich zusteht, und somit heisst verzichten nicht mehr oder weniger darauf zu verzichten, den Planeten zu ruinieren, und dafür die Lebensgrundlagen in der Zukunft zu erhalten.

Die grundlegenden Bedürfnisse des Menschen sind Nahrung, Trinkwasser, Behausung, Energie, Gesundheitsversorgung und Bildung langfristig und sicher zu gewährleisten

Wenn Eltern den Wunsch danach, dass es ihren Kindern immer besser gehen, damit verwechseln mit immer mehr haben wollen, wird es den Kindern irgendwann schlechter gehen. Die Ressourcen auf unserem Planeten sind nun einmal begrenzt, da kann der Konsum nicht immer weiter steigen. Verzichten bedeutet in Frieden und in die Versorgungssicherheit von übermorgen zu investieren.

Ein erster Schritt dazu, wäre Bilanzen zu korrigieren und damit auch die Preise. Es geht darum die ökologische Schadschöpfung in der Preisgestaltung sichtbar machen. CO2 Tracker oder digitale Marker für einzelne Rohstoffe und Produktteile könnten als einen prima Wegweiser dienen, damit der wir unsere Versorgungssicherheit auch langfristig gewährleisten.

Wir sind gewohnt, dass uns immer mehr zur Verfügung steht. Das erkennt man am Smartphone. Wir tragen jeden Tag ein Gerät mit uns herum dessen Rechenleistung 120 Millionen höher ist als die des Bordcomputers von Appollo11, mit dem vor fünfzig Jahren die Mondlandung gelang.

Der Soziologe Hartmut Rosa spricht vom Drang zur Weltreichenerweiterung. Es gibt einen stetigen Steigerungszwang. Auch was die zur Verfügung stehende Dinge betrifft, sondern es gibt diese immer in mehr Variationen. Zwischen immer mehr Variationen auszuwählen macht nicht zwingend glücklicher.

Wer immer mehr besitzt, wird nicht dadurch glücklicher - sondern es steigt die Angst das was er besitzt zu verlieren. Materialismus ist sowohl Ausdruck als auch Ursache von Unsicherheit und Unzufriedenheit. MMit wachsender materieller Orientierung steigt auch die individuelle Anspannung, die Unsicherheit und die Tendenz zu Depressionen.

Die Autorin stellt fest, dass es schlicht unmöglich ist, immer glücklicher zu werden.

Markt, Staat und Gemeingut

Die Autorin zeigt am Beispiel eines amerikanischen Bundesstaates in den 50er Jahren, dass es so etwas wie eine Tyrannei der kleinen Entscheidungen gibt. Sie kritisiert damit die Ökonomen mit Ihrer Überzeugung, dass der freie Markt immer zum Optimum führt. Es ging darum, dass die Eisenbahn aufgrund Unwirtschaftlichkeit eingestellt wurde. Die meisten Pendler, die inzwischen mit dem Auto fuhren, hätten wahrscheinlich im Winter gerne die Bahn als Alternative gehabt. Dass sie mit ihrem Verhalten im Sommer dazu beitragen, dass die Bahn die Linie schließt, war wohl den wenigsten bewusst.

Lauter vernünftige Einzelentscheidungen hatten in der Summe zu etwas geführt, für das sich aktiv wiederum niemand entschieden hätte.

Ich möchte eine eigene Beobachtung hinzufügen, die aber nicht in dem Buch erwähnt wird. Die meisten Kunden, die bei Amazon aus Bequemlichkeit und Einfachheit bestellen, verstehen nicht, dass Sie damit das Sterben der Einzelhändler und kleinen Geschäften beschleunigen.

Die Autorin fragt ketzerisch ob es tatsächlich so etwas wie Marktversagen gibt, aber die Antwort dieser Frage ist dem Leser klar.

Vor 30 Jahren, direkt nach dem Zusammenbruch des Kommunismus war die Rolle des Staates scheinbar klar. Der Staat sollte ein Nachtwächterstaat sein. Er sollte sich ausschließlich um die Sicherheit kümmern. Der Zerfall des Kommunismus ist eine Art Beweis, dass der Staat sich aus der Wirtschaft heraushalten sollte

Inzwischen hat sich viel verändert. Unter der Zielperspektive der Globalisierung wurden viele nationale Regelungen abgebaut und neue internationale Sicherungsmechanismen für Investitionen und Transaktionen aufgebaut. Weltumspannende Wertschöpfungsketten sind entstanden, die von immer weniger gigantischen Konzernen verwaltet werden.

Es sind Oligopolisten entstanden, die international agieren, während Staaten gezwungen sind, national zu handeln und die heimischen Konzerne zu schützen, weil sich kein Staat sich ihr Scheitern leisten kann. Sie sind too big to fail, zu groß, um sie bankrottgehen zu lassen. Während der Finanzkrise sind Großbanken mit Millionen von Steuergeldern gerettet worden. Die Tyrannei der kleinen Entscheidungen ist zur Tyrannei der großen Spieler geworden.

In den heutigen volkswirtschaftlichen Modellen gibt es nur noch 2 Akteure. Die Produzenten beziehungsweise Firmen und die Konsumenten meist in Form von Haushalten. Der Staat kommt gar nicht mehr in den Modellen vor. Dabei beeinflussen die Regeln und Anreize, mit denen er die Produktion von Gütern und Dienstleistungen organisiert und organisieren kann, das Angebot mindestens so stark, wie es die Nachfrage tut.

In den Diskussionen um die Rolle des Staates, erkennt die Autorin 3 immer wieder kehrende Vorurteile.

  1. Staatliche Regulierung hemmt Innovationen und damit Fortschritt
  2. Der Markt und die Unternehmen kennen immer die besseren Lösungen als der Staat und dürfen in ihrem Handel nicht eigeschränkt werden
  3. Verbote schränken die Freiheit der Marktteilnehmer ein

Wieder verweist die Autorin auf die Arbeit von Mariana Mazzucato, diesmal mit dem Buch The Entrepreneurial State. Bei den meisten radikalen Erneuerungen, die den Kapitalismus vorangetrieben haben, kamen die frühesten, mutigsten, kapitalintensivsten unternehmerischen Investitionen vom Staat. Beispiele sind Bahn, Raumfahrt, Atomkraftwerke, Computer, Internet, Nanotechnologie und die Pharmaforschung. Auch der Sprachassistent von Siri, die von Apple benutzt wird, ist durch Grundlagenforschung vorangetrieben worden, die von den öffentlichen Geldern gefördert worden.

Firmen wie Apple vergessen, gerne dass ihr ökonomischer Erfolg auf Strukturen aufgebaut sind, die vom Staat finanziert sind, und sind nicht bereit die Steuern zu zahlen, auf die der Staat Anspruch hat.

Firmen wie Airbnb nutzen für ihr Geschäftsmodell öffentlich finanzierte Infrastruktur, ohne einen Teil der Verantwortung für ihre Unterhaltungen zu übernehmen.

Frau Göpel postuliert, dass die originäre Aufgabe des Staates ist das Gemeinwohl zu sichern. Deshalb fordert sie, dass der Staat aus einer höheren Perspektive überprüft ob aus der Summe der Einzelinteressen tatsächlich für alle einen Nutzen herbeiführt. Die wichtigste Aufgabe des Staates ist die Gemeinwohlsicherung.

Frau Gopel verweist auf John Maynard Keynes, ein Ökonom zu Zeiten der Wirtschaftskrise 1929, der einen Gegenpol zu der heutigen neoliberalen Denkweise der meisten Ökonomen setzt. Eine kurze Zusammenfassung für die Lehren von Keynes habe ich in diesem Video gefunden.

siehe auch Erklärung Keynesianismus

Keynes meinte: Die wichtigsten Agenden des Staates betreffen nicht die Tätigkeiten, die bereits von Privatpersonen geleistet werden, sondern jene Funktionen, jene Entscheidungen, die niemand trifft, wenn der Staat sie nicht trifft. Dazu gehören folgende Tätigkeiten

Frau Göpel schlägt z.B. vor, dass der Staat eine Rücknahmegebühr von ca. 3 Euro für Rücksendungen von Paketen verpflichtend machen soll. Die kleinen und mittleren Händler würden sehr gerne eine Rücksendegebühr verlangen. Sie trauen Sich aber nicht, weil Sie dann befürchten gegenüber der großen Konkurrenz wie Amazon und Zalando einen erheblichen Wettbewerbsnachteil zu erhalten. Diese könnten die Retouren deutlich leichter wegstecken und sie profitieren davon, dass die kostenlose Rücknahme den kleinen Händler den Markteintritt erschweren. Frau Göpel sieht dies als Beispiel, in dem es sich staatliche Eingriffe lohnen, denn von alleinig würde der Markt sich nie auf eine Rücknahmegebühr einigen

Die Autorin beklagt die Privatisierung des Umweltschutzes, da die Neoliberalen die Verantwortung auf die Kaufentscheidungen der einzelnen Bürger schiebt. Wenn dem Bürger Umweltschutz wichtig ist, soll er eben anders einkaufen.

Aber das eigentliche Probleme liegt daran dass die Preise, die eigentlichen Schäden nicht wiederspiegeln. Nachhaltig produzierte Lebensmittel sind also nicht zu teuer. Industriell produzierte Lebensmittel sind zu billig Eine Reform der Landschaftssubventionen würde die Preisdifferenz zwischen industriellen und nachhaltig produzierten Lebensmittel sofort verringern.

Frau Göpel beklagt, dass wir immer weniger für Lebensmittel ausgeben, dafür das Wohnen für die meisten immer teurer wird. Wir haben so meint die Autorin eine Verschiebung unserer Ausgaben von den Lebensmitteln zu den Totmitteln

Die Autorin stellt fest, dass die Transformation eines Phänomens in eine Zahl - und dies ist ein Preis - immer eine Werteentscheidung ist.

Der Markt ist kein regelfreier Raum, sondern erst durch die Regeln erschaffen worden. Diese Regeln beeinflussen, welche Freiheiten wir haben und welche nicht, was uns verboten ist und was nicht und welche Innovationen wahrscheinlich sind und welche nicht. Ohne staatliche Regelungen würde die Sklaverei noch existieren.

Beim Straßenverkehr akzeptiert jeder, dass es Regeln gibt. Die Freiheit des einen muss dort seine Grenzen finden, wo sie die Freiheit, die Sicherheit oder die Gesundheit des anderen gefährdet. Die Autorin wundert sich, dass gerade beim Wirtschaften es keine Regeln geben soll.

Gerechtigkeit

Ich selbst hätte das Kapitel etwas anders aufgezogen. Ich hätte den Menschen aufgefordert sich vorzustellen, dass wir auf der Titanic sind, und der Untergang nicht mehr zu verhindern ist. Im Gegensatz zur ehemaligen Katastrophe gibt es prinzipiell genügend Rettungsboote, aber die Anzahl der Plätze sind der Anzahl der Passagiere angepasst. Hätte die erste Klasse das Recht zu fordern nur halbvolle Boote zu benutzen, weil sie ja den vielfachen Preis für ein Ticket bezahlt haben?

Das Kapitel beginnt mit einer Analyse der Flugbewegungen von Prominenten. Dies ist meist deshalb einfach, weil diese dies freiwillig in den sozialen Netzwerken posten. Man kann heutzutage ausrechnen wieviel CO2 die Menschheit ausgeben darf, um bei einer Erwärmung unter 1.5% zu landen. Auch weiß man in etwa wieviel ein Flug pro Stunde an CO2 verbraucht

Spitzenreiter ist Bill Gates. Er hat in einem Jahr so viel CO2 durch seinen Privatjet verbraucht, wie 38 Erdenbürger im ganzen Leben zustehen.

Eigene Bemerkung. Dienen Flüge dazu Einigungen zu erzielen, die dem Klimawandel verlangsamen, muss man den entsprechenden Politiker oder Unternehmer zugestehen mehr zu verbrauchen. Der persönliche Kontakt ist sehr wichtig, und kann nicht vollständig durch Videokonferenzen ersetzt werden.

Leider neigen viele Menschen den Lebensstil der scheinbar Erfolgreichen als Vorbild zu nehmen und auch Reiche sollten Ihren eigenen Lebensstil überdenken.

Da die Ressourcen begrenzt sind, sind Umweltfragen immer auch Verteilungsfragen - und Verteilungsfragen sind auch immer Gerechtigkeitsfragen

Folgende falsche Thesen erscheinen häufig in den Diskussionen

  1. Wirtschaftswachstum wird für Gerechtigkeit sorgen
  2. Effizientere Technik wird für Gerechtigkeit sorgen
  3. Nachhaltiger Konsum wird für Gerechtigkeit sorgen

Leider hören wir immer wieder, dass die ökologischen Ziele, den sozialen Zielen entgegenstehen.

Die Autorin verweist auf die Arbeit von John Rawls, der eine Theorie der Gerechtigkeit entwickelte. Ich habe ein kurzes deutschsprachiges Erklärvideo im Internet gefunden. John Rawls empfiehlt den Schleier des Nicht Wissens. Man soll sich geistig in den Zustand vor Ihrer Geburt hineindenken. D.h. man weiß nicht in welchem Land, in welcher Hautfarbe und wer die Eltern sein werden.

Eigene Bemerkung: Noch einfacher ist es, wenn man an die Wiedergeburt glaubt. Ich glaube dies könnte der Grund sein, warum Hinduismus und Buddhismus keine Extremisten erzeugen. Wer der Überzeugung ist wiedergeboren zu werden, aber nicht in welchem Land und unter welcher Religion wird nie einzelne Nationen oder Religionen gegeneinander ausspielen

Frau Göpel übt auch Kritik an Bill Gates. Jetzt kann man Bill Gates ein sehr hoher CO-2 Verbrauch zugestehen, da er mit seiner Bill-Gates-Stiftung auch Gutes tut. Kritik an Bill Gates in Telepolis

Eine private Stiftung entscheidet selbst, unabhängig von einer gewählten Regierung oder Opposition für wen Sie sich engagiert und mit wem Sie sich zusammentut. Sie legt sich ihre eigenen Verfahrens- und Kooperationsweisen fest. Bill Gates ebnet u.a. Konzerne wie Monsanto oder globale Gtreide-Grosshändlern den Weg in die Märkte Afrikas. So hält die Stiftung Aktien von Firmen wie Monsanto und McDonalds, deren Interesse nicht zwingend die der Kleinbauern in den armen Ländern ist.

Großzügigkeit ist eben keine Gerechtigkeit, und die Stiftungen wirken wie einen Ablasshandel.

Eine eigene Bemerkung soll erlaubt sein. Ich empfinde es als sehr gefährlich, wenn eine Abhängigkeit der ärmsten zu Konzernen oder Einzelpersonen entsteht. Bill Gates ist in der Corona Krise in Kritik geraten, da er durch Aktien an flächendeckenden Impfostoffen profitiert und gleichzeitig ein wichtiger Finanzier der WHO ist.

Dass die Gehälter der Top Manager so in die Höhe geschossen sind, während die Löhne sich kaum entwickelt haben, liegt nicht daran dass die Top Manager deutlich besser arbeiteten, sondern dass sie sich gegenseitig in den Aufsichtsrat setzen und sich gegenseitig die Vergütungsstrukturen befinden.

Gerechtigkeit heißt nicht nur Verteilungsgerechtigkeit, sondern auch Chancengerechtigkeit. Dieses Konzept gilt auch für Staaten. Der Wirtschaftswissenschaftler Ha-Joon Chang wies in seinem Buch Kicking Away the Ladder (siehe auch englisches Video), dass die Industriestaaten den Entwicklungsländern genau die Methoden verbieten, die den Industrieländer zum Erfolg geführt haben. Diese Methoden sind hohe Zölle, um die heimische Wirtschaft zu schützen, Ökokatastrophe, Produktpiraterie oder die Konzentration auf Schlüsselindustrien. Wenn jemand den Gipfel der Macht erklommen, dann stösst er einfach die Leister um, mit dem er nach oben gekommen ist.

Die Autorin empfiehlt eine ausreichend progressive Besteuerung und ein vernünftiges Kartellrecht. Sie fordert Gerechtigkeit anstatt Großzügigkeit

Denken und Handeln

Im letzten größeren Kapitel will die Autorin dem Leser auf den sogenannten fiesen Montag vorbereiten. Dieser folgt unvermeidlich, wenn man voller Elan vieles neu machen will - aber dann wieder in seine alten Strukturen hineingleitet.

Die Autorin betont wie wichtig es ist, nicht darauf zu warten bis die Mächtigen agieren, sondern in dem Bereich in denen man selbst etwas beeinflussen kann, seinen eigenen Beitrag zur Verbesserung der Welt zu tätigen. In einer funktionierenden Demokratie kommt es eben auf alle an.

Eine persönliche Bemerkung von mir sei erlaubt. Wer den Thesen von Rainer Mausfeld folgt, bezweifelt ob wir überhaupt eine funktionierende Demokratie haben. Die Meinung des Volkes kann durchaus geBILDet werden.

Die Autorin gibt 3 Ratschläge wie man mit dem fiesen Montag umgehen kann:

  1. Immer freundlich und geduldig bleiben, aber immer dran bleiben. Es gibt viele Ansatzpunkte für Veränderungen.
  2. Suchen Sie Mitstreiter. Wer den Mut hat sich mit seinen Werten zu outen, findet häufig mehr Anhänger als vermutet
  3. Sich vom fiesen Montag nicht runterziehen lassen. Die Woche hat noch mehr Tage

Mit dem nächsten Tipp spricht die Autorin mir aus dem Herzen. Der eigene innere Antrieb für eine Sache ist ein zuverlässigerer Motor als die Bestätigung und der Zuspruch von aussen.

Der Schlusssatz empfinde ich als wegweisend. Er lautet: Füttern Sie Humor und das Lachen, die dürfen niemals untergehen. Zukunft machen ist Leben verbringen!

Fazit

Ich kann Jedem empfehlen die freundliche Einladung von Prof. Dr. Maja Göpel anzunehmen. Kaffee und Kuchen muss er wahrscheinlich selber kaufen müssen. Dem Buch gelingt es den notwendigen Tiefgang zu haben, aber trotzdem verständlich zu sein. Jedem Kapitel folgt eine kurze Zusammenfassung. Dieses Buch ist vor der Covid19 Krise erschienen und hat nun eine dramatische Aktualität erfahren. Natürlich sollten wir unser Wirtschaftssystem überdenken. Wenn nicht jetzt, wann dann.

Mir persönlich fasziniert das Buch aus zwei Gründen. Erstens macht es deutlich, dass sich die Menschen ändern müssen und es reicht nicht auf Technik zu setzen. Zweitens verdeutlicht Frau Göpel dass Umweltfragen auch immer Gerechtigkeitsfragen sind, und man kann bei begrenzten Ressourcen nicht den ärmsten mehr zugestehen, ohne den Reichsten etwas wegzunehmen.

Allerdings sehe ich mit grosser Sorge dass der Konzentrationsprozess sich mit dieser Krise weiter beschleunigen wird. Die Verlierer sind die Einzelhändler. Gewinner die Discounter und Amazon. Ich bin leider nicht optimistisch. Die Staaten werden sich in der Krise stark verschulden. Was notwendig wäre, wäre ein Big New Deal wie es Amerika nach der Weltwirtschaftskrise 1928/29 gemacht hatte.

Ich habe Angst dass die Staaten aufgrund der zunehmenden Verschuldung an der gesetzlichen Rente und sozialen Leistungen sparen werden. Die Mittelschicht wird weiter aufgefordert werden ihre letzten Ersparnisse von den Fonds Manager verwalten lassen. Die werden überwiegend bei den grossen Konzernen investieren. Ich habe Angst dass der Konzetrationsprozess sich verstärken wird und die Abhängigkeit von den grossen Konzernen sich weiter verstärkt.

Wir haben schon in der Finanzkrise verwundert gesehen, dass selbst konservative und neoliberale Politiker vieles ändern wollten. Dann haben die Verlage die Finanzkrise einfach in eine Staatsschuldenkrise umgedeudet.

Anhang

Krankheitsbedingt hatte Ich viel Kontakt mit Neuropsychologen und von Ihnen viel gelernt. Menschen motivieren sich fast immer über Beziehungen und wünschen sich Teil einer Gruppe zu sein. Ich habe einen extremen Respekt von Neuropsychologen, weil diese das Kunststück fertig bringen müssen, ihre Patienten zu bremsen und beibringen eigene Schwächen zu akzeptieren und gleichzeitig Ihnen das Gefühl von Selbstbewusstsein und Respekt zu geben.

Warum Ich dies erwähne? Ich sehe Parallelen zwischen meinen Schlaganfall und der jetzigen Krise durch Corona. Die Welt hat einen Schlaganfall. Die körperliche Erholung wird nicht reichen. Der eigentliche Arbeit folgt noch, d.h. die Wirtschaft wird sich ändern müssen, um den nächsten Schlaganfall zu vermeiden.

Ich habe das Gefühl die Autorin will bewusst das positive Gesicht einer neuen Bewegung sein, auch wenn Ihr sicherlich bewusst ist dass dies auch mit Risiken verbunden ist. Greta Thunberg ist gleichzeitig eine der meist bewunderten und gehassten Personen. Es gibt Menschen, die nur nach einem Fehlverhalten von Ihr suchen. Aber Greta war mit Ihren damals 15 Jahren wohl selbst vom Erfolg überrascht. Als sie einsam mit einem Schild vor dem schwedischen Parlament sass, konnte sie nicht ahnen was sie auslöst, Ich glaube Frau Göpel ist sich dem Risiko bewusst, wenn Sie sich selbst zum Gesicht einer hoffentlich neuen Bewegung macht. Ich vermute es war Absicht, dass die Autorin ein Foto von Ihr, als Titelbild für das Buch genommen hat

Die externen Links mit Video Beiträgen der Autorin, habe Ich herausgenommen, um diese nicht doppelt pflegen zu müssen. Ich verweise auf meine explizite Linkliste.

Die Autorin auf Twitter

Linktipps aus dem Buch

Frau Göpel gibt jede Menge Links um am Thema zu bleiben

Weiter denken

Buch von Tim Jackson Wohlstand ohne Wachstum Center of Understanding Sastainable Prosperity (CUSP)
Buch von Kate Raworth Die Donut Ökonomie Internationale Website
Buch von Pavan Sukhdev Warum wir Wirtschaft neu denken müssen Think Tank des Autors
Kostenloser Beitrag von Maja Göpel mit Trainingsmethoden im Lab The Great Mindshift Handbuch zum Lab
Wellbeing Economy Alliance Netzwerk zur Erforschung der Ökonomie im Dienst von Mensch und Natur
Forum New Economy Forum für ein nues ökonomisches Leitmotiv
Evonomics The Next Evolution of Economics

Weiter handeln

Konsum und Alltagshandeln

Utopia Kaufberatung und Hintergrundberichte Utopia
Avocadostore Online Handel mit nachhaltigen Marken Avocadostore
Greenpeace Greenpeace
Geld als Mittel Informationen zu Banken Fair Finance Guide
Forum nachhaltige Geldanlage Forum FNG
Finanzwende Finanzwende
Nachhaltiges Reisen Forum Anders Reisen
Atmosfair Kompensation von CO2 Atmosfair

Unternehmen und Organisationen

Bessere Bilanzen Gemeinwohl-Ökonomie
Benefit Corporations Website
Kompass für globale Nachhaltigkeitsziele SDG Compact
Neue Organisationsformen Regionalwert AG
Verantwortungseigentum Purpose Economy
Neue Organisationsformen Entrepeneurs for Future
Politische Verantwortung Stiftung 2 Grad
Nachhaltige Banken Banking on Values

Multiplikatoren

OECD-Bildung OECD Learning Compass 2030
Perspective Daily Auswahl durch den Nachrichtendschungel
Magazin für gesellschaftliche Verantwortung Enorm Magazin
Magazin für neues Arbeiten Neue Narrative

Weiter umstrukturieren

Konsequente Kreislaufwirtschaft Ellen McArthurFoundation
Cradle to Cradle Cradle to Cradle NGO
Politischer Aufbruch lokal German Zero
Ecovillages Global Ecovillage Network
Solidarische Landwirtschaft Solidarische Landwirtschaft
Transition Towns Transition Network
Klimaschutznetzwerk weltweiter Grossstädte C40 Cities
Deutscher Naturschutzring Sozial ökologische Transformation
Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie Die glorreichen 17
Gut Leben in Deutschland Gut Leben in Deutschland
SDG Watch SDG Watch Europe
Progressive Society Sustainable Equality2019.2024 Report
Club of rome Planetary Emergency Plan
Österreichisches Institut für Wirtschaftssorschung WWWforEurope
Gestaltung gesellschaftlicher Innovationen Innocracy 2019
Nesta Foundation London Nesta - The Innovation Foundation

Diskussion

Ich veröffentliche diese Buchbesprechung auf meiner privaten Lernplattform CoCoDiL. Der Beitrag dient in erster Linie dem Münchner Gesprächskreis der Nachdenkseiten. Die Ökonomen, denen wir vertrauen wie Albrecht Müller und Heiner Flassbeck sind auch Anhänger davon, dass eine Wirtschaft Wachstum braucht. Der Vorwurf, dass unser Planet endlich ist, und deshalb ewiges Wachstum nicht möglich ist, ist diesen Ökonomen bekannt. Deshalb unterscheiden diese zwischen quantitatives und qualitatives Wachstum und setzen auf den technologischen Fortschritt. Jetzt nennen wir uns Nachdenker und nicht Nachplapperer. Und wenn Albrecht Müller uns auffordert alles Nachzufragen, sollte dies auch für seine eigenen Publikationen gelten. Ich selbst komme aus der naturwissenschaftlichen Ecke komme und weiß aus dem Studium der Thermodynamik, dass die Einsparpotentiale endlich sind. Ich selbst tendiere eher zu den Aussagen von Frau Göpel, denn auch Ich glaube, dass eine vollständige Entkopplung von Wachstum und Ressourcenverbrauch ein Selbstbetrug ist. Aber häufig liegen Konflikte darin, dass man unter demselben Begriff verschiedene Dinge versteht. Eine Diskussion über den Wachstumsbegriff und Einfluss auf den Planeten verspricht spannend werden.