Mir ist es wichtig die Kernaussage meiner Zusammenfassung der agilen Werte zu wiederholen. Agiltität ist keine Methodik, sondern eine Einstellung bzw. Haltung, die auf Vertrauen basiert. Viele Firmen verwenden auch agile Methoden ohne wirklich agil zu sein.
Da Projekte verschieden sind, und sich mit der Zeit äneren, gibt es auch nicht die perferkte Methode
Agile Methoden zeichnen sich durch Einfachheit und hohe Anpassfähigkeit aus. Trotzdem ist nicht jede Methode für jedes Projet geeignet. Es gibt sogar Projekte in denen die agile Vorgehensweise nicht empfohlen wird.
Eine Hilfe zur Entscheidung kann das Stacy Landscape Diagram und das Cynefin-Framework sein
Im oberen Stacy-Landscape Diagram sind die Begriffe aus dem Cynefin Diagramm schon einbaut. Das Stacy-Landscape Diagramm ordnet Projekte nach dem Ziel und der Methode. In vielen IT-Projekten ändert sich häufig das Ziel, sobald die Anwender die erste Version erhalten. Häufig ergeben sich die Potentiale eines Systems erst bei der Anwendung.Das Cynefin Framework hilft Projekte zu klassifizieren. Erst nach der Klassifikation ist es sinnvoll sich für eine passende Methode zu entscheiden. Dies kann auch bewusst eine nicht agile Methode sein.
Folgende Einteilung ergibt sich durch das Cynefin Framework. Der Text ist direkt aus dem Buch Ziel agil von Anne Michel entnommen:
Ein Projekt ist »einfach«, wenn nicht nur das Ziel (was) und die Anforderungen klar sind, sondern auch der Weg (wie) zur Lösung. Das ist z. B. der Fall, wenn die Organisation bereits Routine im Lösen entsprechender Aufgaben hat (z. B. bei Standardaufgaben wie das jährliche Versenden von Weihnachtskarten an Kunden). In diesem Fall braucht es keine ausgefallenen Projektmanagementmethoden, sondern klare Prozesse, die man Schritt für Schritt befolgen muss.
Ein weiteres Beispiel für »einfach« ist die Arbeit in einem Callcenter: Hier trudeln überwiegend Probleme ein, die bekannt sind und für die es eine einfache Lösung gibt. Die Lösung des Problems verlangt vergleichsweise wenig Know-how. Im Feld »einfach« lautet die Handlungsempfehlung: »erkenne – beurteile – agiere«. Und genau das macht ein Callcenter-Mitarbeiter. Er oder sie lässt sich das Problem schildern, beurteilt das Problem und reagiert dann darauf. Snowden erklärt, dass das »Einfach«-Feld das einzige ist, in dem die Anwendung von »Best Practices« (Erfolgsmethoden) sinnvoll und möglich ist.
In komplizierten Projekten ist das Was klar, aber das Wie nicht. Es gibt viele Wege, die nach Rom führen und nicht den einen klaren Prozess wie bei den einfachen Projekten. Als Beispiel lassen hier z. B. Optimierungsprojekte nennen. Du weißt zwar konkret, was du optimieren möchtest, es gibt aber mehrere Möglichkeiten, zum Erfolg zu kommen. Gerade in diesen Projekten ist es hilfreich, sich für das Wie Expertenwissen zu holen. Im Feld »kompliziert« lautet die Handlungsempfehlung von Snowden »erkenne – analysiere – agiere«, da man aufgrund der Kompliziertheit nicht (im Gegensatz zu einfachen Projekten) sofort in die Beurteilung und Bearbeitung gehen kann, sondern das Problem zuerst analysieren muss.
In komplexen Projekten ist das Was einigermaßen klar, das Wie allerdings so gar nicht. Es existieren sehr viele unbekannte Komponenten in komplexen Projekten. Als Beispiel ist an dieser Stelle z. B. der Bau des Berliner Flughafens zu nennen. Das Was war von Anfang an relativ klar (Bau eines neuen Hauptstadt-Flughafens), das Wie an vielen Stellen jedoch nicht. Durch die hohe Komplexität eines Projekts können (zu Beginn und vor allem während des Projekts) sehr viele Unklarheiten, Abhängigkeiten und auch viel Unvorhergesehenes entstehen – was eine Projektumsetzung einfach herausfordernder macht als die Umsetzung von einfachen oder komplizierten Projekten (wie man am Berliner Flughafen ja auch unschwer erkennen kann). Während man bei komplizierten Projekten noch wusste, welche Fragen man ungefähr stellen musste, um zu einer Lösung zu kommen, weiß man das in komplexen Projekten oft nicht einmal mehr. Vielmehr muss man sich der Lösung in komplexen Projekten experimentell nähern. Letztendlich ist der Umgang mit Komplexität immer ein »Fliegen im Nebel«. Man kann Ziele definieren, Meilensteine festlegen, muss aber ständig den Kurs kontrollieren und – sogar sehr wahrscheinlich – korrigieren. Im Feld »komplex« lautet Snowdens Handlungsempfehlung »probiere – erkenne –agiere«
Man hat vielleichte eine vage Vorstellung, was man wie so ungefähr erreichen möchte – aber das wars dann auch schon. Chaotische Projekte weisen eine hohe Unsicherheit und Turbulenz auf. Alles (und damit meine ich auch wirklich alles) kann sich von einem Moment auf den anderen ändern. Kleinste Wirkungen können große und unvorhersehbare Auswirkungen haben. Hier empfiehlt Snowden folgendes Vorgehen »handle – erkenne – reagiere«. Zuerst muss gehandelt werden, es muss etwas unternommen werden, um das größte Problem zu beseitigen. Anschließend muss erkannt werden, in welchen Bereichen durch die Handlung Stabilität eingekehrt ist, und dann muss reagiert werden, mit dem Ziel, das Chaos zu beenden und das Projekt in eine komplexe Situation zu überführen. Chaotische Projekte sind solche, bei denen du zu Projektbeginn einen Wunsch, eine Vision, aber definitiv noch kein klares Was und Wie hast. Das Was und Wie wird sich über »Trial und Error« erst im Laufe des Projekts finden. Wir sprechen hier über Projekte wie eine komplett neue Geschäftsidee an oder auch die Entwicklung eines komplett neuen Produkts – also etwas ganz Neues, mit dem die Organisation bisher null, aber auch wirklich null Erfahrungswerte hat
Hat man sein Projekt klassifiziert, weiss man welche Methode sinnvoll ist.