Softwareprojekte zu managen ist Stress pur. Doch je höher das Risiko eines Projekts -- zum Beispiel durch extrem knappe Zeitpläne oder schwierige Kundenwünsche --, desto lohnender ist es oft auch. Und wer die Risiken scheut, überlässt der Konkurrenz das Feld. Also heißt es, das Risiko ganz bewusst zu akzeptieren und zu managen. "Risikomanagement ist Projektmanagement für Erwachsene", ist die Meinung der beiden alten Hasen Tom DeMarco und Timothy Lister. Ihre Beispiele und Tipps aus der Praxis sind sowohl für noch unerfahrene Projektleiter als auch für Fortgeschrittene Gold Wert. Zwar konzentrieren sie sich in den Beispielen sehr auf ihre Spezialität, Softwareprojekte, aber die Erkenntnisse, die sie vermitteln, lassen sich auf Vorhaben aller Art anwenden. DeMarco und Lister sparen nicht mit beißender Kritik an den Führungsetagen. "Die Fähigkeit, sechs unmögliche Dinge vor dem Frühstück zu glauben ist wahrscheinlich in keinem Job der Welt so sehr ein Bestandteil des Anforderungsprofils wie im Softwareprojektmanagement... von uns wird routinemäßig erwartet, dass wir uns dazu bringen, an Termine, Budgets oder Leistungsmerkmale zu glauben, die sich hinterher womöglich als Ding der Unmöglichkeit herausstellen", kommentieren sie und erziehen ihre Leser zu einer kritisch-skeptischen Haltung gegenüber Vorgaben von oben. Denn für besonders gefährlich halten sie die Wir-schaffen-das-Haltung, die besonders im amerikanisch geprägten Management zum guten Ton gehört. "Die schlimmsten Organisationen sanktionieren unattraktive Voraussagen, nicht aber unattraktive Ergebnisse." Positives Denken wird zwar gern gesehen, lässt viele Projekt aber fatal enden. Das heißt nicht, dass man nicht selbst etwas tun kann, um die Risiken des eigenen Projekts unter Kontrolle zu halten. Witzig, treffend und auf den Punkt (wie von DeMarco nicht anders zu erwarten) analysieren die Autoren Fallgeschichten gescheiterter Projekte und leiten dazu an, Katastrophenszenarien durchzuspielen, damit es gar nicht erst zum Schlimmsten kommt. Nach dem Motto "Unsicherheit klar eingrenzen zu können ist besser als komplette Unsicherheit" lehren sie ausführlich und mit vielen Beispielen, wie man Risikodiagramme erstellt und dem Management präsentiert. Das ist eine Kunst für sich, die sehr viel mit Wahrscheinlichkeiten zu tun hat und dazu beitragen dürfte, dass so manche Terminvorgabe realistischer ausfällt. Darüber hinaus erklären DeMarco und Lister, wie man Kosten-Nutzen-Rechnungen für riskante Projekte macht und die Risiken so weit wie möglich vermindert. Und natürlich geben sie detaillierte Rezepte für ein professionelles Risikomanagement. Alles in allem ein sehr empfehlenswertes Buch. --Sylvia Englert |